Partnerinterview mit Prof. Matthias Premer, Hochschule Albstadt-Sigmaringen

Foto von Matthias Premer (Bildquelle: Hochschule Albstadt-Sigmaringen)

Herr Prof. Dr. Premer, warum passt das Popup Labor BW Ihrer Meinung nach in die Region und welche Impulse eines Popup Labors finden Sie für die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs wichtig?

Die Region um Sigmaringen, die für mich von der Schwäbischen Alb über Oberschwaben bis zum nördlichen Bodenseereicht, ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von kleinen und auch größeren mittelständischen Unternehmen. Es gibt mehrere Hidden Champions gerade im industriellen Sektor, aber auch der Gesundheitssektor, der Tourismus und die Bildungslandschaft tragen zum Wirtschaftsleben der Region entscheidend bei. Das Popup Labor BW ist eine großartige Möglichkeit, die Akteure der KMU in der Region in einem besonderen Format miteinander ins Gespräch zu bringen, aber auch, um Innovationen in die Region hineinzutragen: konzentriert auf einen überschaubaren Zeitraum werden in kompakten und teils experimentellen Veranstaltungen Aspekte der digitalen Transformation, des technologischen Wandels, aber auch der Nachhaltigkeit und des Verbraucherverhaltens vertieft behandelt. Wie wir aus der Innovationsforschung wissen, entsteht Innovation insbesondere an den Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Disziplinen, und dies ist ein Punkt, an dem auch das Popup Labor ansetzt. Davon profitiert die Region, aber auch das Land Baden-Württemberg, in dem eine positive wirtschaftliche Entwicklung auch außerhalb der Zentren immer von besonderer Wichtigkeit war und auch bleiben sollte.

Herr Prof. Dr. Premer, die Hochschule Albstadt-Sigmaringen ist Partner des Innovationscampus Sigmaringen, welches von der Kreisstadt Sigmaringen getragen und von der Wirtschaftsförderung Sigmaringen betrieben wird. Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen und inwiefern können insbesondere kleine und mittlere Unternehmen von dieser profitieren?

Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Sigmaringen, der Wirtschaftsförderung Sigmaringen und der Hochschule Albstadt-Sigmaringen ist ausgezeichnet und hat sich jüngst in dem Projekt des Innovationscampus Sigmaringen in exzellenter Weise manifestiert. Das zentrale Element des Innovationscampus Sigmaringen ist die Modellfabrik, die Mitte dieses Jahres eröffnet wurde und in der Forschung und Entwicklungsaktivitäten der Hochschule gerade auch in Kooperation mit Unternehmen der Region, aber auch darüber hinaus, umgesetzt werden. Dies geschieht nicht nur in experimentellem Maßstab, sondern die Modellfabrik bietet auch die Möglichkeit der Skalierung erfolgversprechender Innovationen. „Partnerinterview mit Prof. Matthias Premer, Hochschule Albstadt-Sigmaringen“ weiterlesen

Partnerinterview mit Landrätin Stefanie Bürkle, Landkreis Sigmaringen

Foto von Landrätin Stefanie Bürkle (Bildquelle: Landratsamt Sigmaringen)

Frau Bürkle, Sie sind die Landrätin des Landkreises Sigmaringen. Warum passt das Popup Labor BW Ihrer Meinung nach in die Region und welche Aspekte des Popup Labors BW finden Sie für die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs strategisch wichtig?

Die Wirtschaft im Landkreis Sigmaringen ist in großen Teil von produzierenden Betrieben geprägt – sowohl im Handwerk wie auch in der Industrie. Daher zählt die digitale Transformation zu einer der größten Herausforderung. Das Popup Labor BW greift die Digitalisierung mit all ihren Facetten überraschend frisch auf. Ich bin mir sicher, dass wir auf diesem Wege den digitalen Wandel in ganz Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt voranbringen.

Wie hat die Corona-Zeit die regionale Wirtschaft in und um den Landkreis Sigmaringen verändert? In welcher Art und Weise kann die Digitalisierung bei unterschiedlichen Aspekten der Wirtschaftsförderung zum positiven Treiber werden?

Corona hat zunächst sicherlich die bereits vorher großen Herausforderungen wie die Dekarbonisierung und die technologische Transformation im Fahrzeug- und Maschinenbau und all ihren Zulieferindustrien in den Hintergrund rücken lassen. Diese Themen müssen wir jetzt wieder in den Fokus nehmen. Vor allem die durch Corona erlernte digitale Kommunikation bietet uns in der Wirtschaftsförderung auch künftig einen weiteren Kanal, um mit der Wirtschaft zu diesen Themen in Kontakt zu treten.

Was wäre für Sie ein wünschenswertes Ergebnis des Popup Labors BW – für die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in der Region?

Die Digitalisierung ist natürlich sehr vielschichtig. Angesichts der Wirtschaftsstruktur im Landkreis Sigmaringen halte ich z.B. die Digitalisierung der Produktion gerade für viele kleinere und mittlere Betriebe im Handwerk wie in der Industrie für unumgänglich. Daher würde ich mich riesig freuen, wenn wir mit dem Popup Labors BW neue Impulse setzen und dem ein oder anderen Unternehmer einen echten Mehrwert bieten können.

 

(Bildquelle: Landratsamt Sigmaringen)

 

Partnerinterview mit Walter Ege, Senioren der Wirtschaft e. V.

Foto von Walter Ege (Bildquelle: privat)

Herr Ege, als Mitglied im gemeinnützigen Verein „Senioren der Wirtschaft“ und deren Sprecher in der IHK-Region Bodensee-Oberschwaben stehen Sie Unternehmer- und Gründer:innen beratend zur Seite. Welche Themen werden bei Ihnen besonders häufig angefragt und wo sehen Sie mit Hinblick auf betriebswirtschaftliche Themen bildungspolitische Handlungsbedarfe?

Wir als Senioren der Wirtschaft beraten Gründer:innen, Start-ups und KMUs bis etwa 50 Mitarbeiter:innen. Die häufigsten Themen sind bei den Gründer:innen der Business- und Finanzplan sowie das Marketing. Bei den Unternehmern:innen geht es um die Unternehmensentwicklung- und sicherung sowie die Vorbereitung von Unternehmensübergaben und -übernahmen. Besonders bei den Start-ups sehen wir häufig einen Fokus auf Technologie und nicht genügend Verständnis über die zukünftigen Kunden:innen. Betriebswirtschaftliches Wissen könnten hier besser ausgeprägt sein, d.h. in Schule und Studium vermittelt werden. Positiv ist, dass z.B. die Universitäten (wie die Hochschule Albstadt-Sigmaringen) sehr klar erkannt haben, dass diesbezüglich eine stärkere Verzahnung zwischen Lehre und Praxis notwendig ist und haben sich hierauf ausgerichtet.

Welche besonderen Auswirkungen der Corona-Pandemie konnten und können Sie beobachten?

Die Auswirkungen durch die Corona-Krise haben Unternehmen in verschiedenen Branchen ganz unterschiedlich getroffen. So waren der Tourismus-Bereich sowie die Solo-Selbständigen z.B. sehr hart betroffen. Online-Handel und Baumärkte sind dagegen gut oder teils sehr gut durch die Krise gekommen. Krisen sind immer auch Chancen: Die Möglichkeit Video-Konferenzen zu nutzen, hat vielen Unternehmen geholfen, neue Möglichkeiten der Kommunikation auszuprobieren und dauerhaft zu nutzen. An anderen Stellen hat die Krise, wie durch ein Brennglas, Lücken in der Digitalisierung offengelegt: Das trifft beispielsweise auf Schulen und Behörden (Stichwort Gesundheitsämter und Fax-Kommunikation) zu, aber auch auf den stationären Einzelhandel. Ebenso wird die Veranstaltungsbranche sich nach Corona anders aufstellen müssen als vorher.

Was wäre für Sie ein wünschenswertes Ergebnis des Popup Labors – für die jüngeren und älteren Generationen in der Region?

Ich denke eine Veranstaltung von einer Woche wird die Welt nicht verändern. Die Vielfalt der Veranstaltungsthemen und- formate im Popup Labor ermöglicht es, viele Teilnehmende aus den unterschiedlichen Alters- und Zielgruppen anzusprechen. Es wäre ein schöner Erfolg, wenn sich jüngere Teilnehmenden etwas zu Themen, wie Gründung und Unternehmertum mitnehmen. Wenn es darüber hinaus gelingt, die älteren Teilnehmenden z.B. stärker für die Digitalisierung zu interessieren, wäre das ein schöner Erfolg. Wünschenswert wären auch mehr Offenheit für Technologien der Zukunft, wie Künstliche Intelligenz oder Internet der Dinge. Veranstaltungen wie das Popup Labor bieten immer Möglichkeiten des Kennenlernens und der Vernetzung untereinander. Das ist zwar immer wichtig, hat sich aber in den Zeiten der Corona-Einschränkungen als besondere Herausforderung herauskristallisiert. Wie sagt man so schön: „Kontakte schaden nur dem, der diese nicht hat“.

 

(Bildquelle: privat)