Chance Digitalisierung – Lokale Unternehmen werden sichtbar

Beitragsbild Podiumsdiskussion "Chance-Digitalisierung" (Bildquelle: Ludmilla Parsyak Photography)

Die dritte und damit auch letzte Sonderveranstaltung des Popup Labors in Renningen fand vor einer ganz besonderen Kulisse statt. Inmitten des farbenprächtigen Pflanzenangebots des BlumengartenMarquardt konnte das Publikum der Podiumsdiskussion „Chance Digitalisierung – lokale Unternehmen werden sichtbar“ lauschen. Eingeladen waren die Martketingexpertin Michaela Voß (Die Marketing-Box), die Bloggerin Lena Seyther (kreativliebe.de) und die Inhaberin des BlumengartenMarquardt höchstpersönlich – Sabine Marqaurdt-Knorr. Die Moderation übernahm Dr. Claus Hoffmann vom Zentrum Digitalisierung Region Stuttgart (ZD.BB).

Verschiedene Perspektiven auf Online-Sichtbarkeit

Die Perspektiven der drei Expertinnen auf die Nutzung von Online-Marketing- Tools- und Medien stellte sich als durchaus unterschiedlich heraus. Nicht zuletzt deshalb ergab sich für die Zuhörenden eine ebenso interessante wie lehrreiche Diskussionsrunde.

Sabine Marquardt-Knorr kam als Inhaberin des eigenen Familienbetriebs erst im Zuge der Corona-Krise in tatsächlichen Kontakt mit den vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung. Zwar habe man schon länger über eine Webseite mit eigenem Online-Shop nachgedacht, die letzten Schritte zur Realisierung seien dann aber doch nicht gemacht worden. Im Januar dieses Jahres war dann die Zeit zum Handeln da: „Der Einschnitt durch den Lockdown und die damit einhergehende Schließung des Ladens vor Weihnachten war mit Worten nicht zu beschreiben“, schilderte Marquardt-Knorr die damalige Situation. Jedoch sei genau deshalb auch endlich die Zeit für das Projekt „Webseite plus Shop“ verfügbar gewesen.

Lena Seyther betreibt ihren Blogg Kreativliebe.de schon seit 2018. Die gelernte Kommunikationsgestalterin und Grafikerin startete diesen zunächst als Hobby – auch heute sei Kreativliebe.de noch immer eher ein Nebenberuf zu ihrer eigenen Werbeagentur. Mit kleinen Basteleien, welche sie auf Instagram und Facebook postete, habe sie angefangen, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen würde. Über die Zeit vermehrten sich dann die Aufträge und auch Kooperationen in der Do-It-Yourself Branche (DIY). Zudem habe Sie ebenfalls den durch die Corona-Krise entstandenen Leerlauf genutzt, um einen Online-Shop aufzubauen. In diesem werden eigene Produkte, wie z. B. personalisierte Thermosflaschen und Stempel, verkauft. Der Blogg sei insgesamt einfach „ein sehr schönes Spielfeld“, erzählte Seyther.

Michaela Voß war langjährig als Marketingexpertin für ein großes IT-Unternehmen tätig und unterstützt nun mit ihrer Expertise KMU bei dem Aufbau digitaler Präsenz und der digitalen Gewinnung von Kunden. Online-Marketing sei gerade für lokale Unternehmen eine sehr große Chance. Das sähe man an der steigenden Zahl der „Google in der Nähe-Suchen“. „Die Leute wollen sich oft online informieren aber offline in den Laden gehen.“

Impressionen von der Podiumsdiskussion im BlumengartenMarquardt…

Einblicke in die gegenwärtige Lebenswelt

Auch hinsichtlich ihrer eigenen aktuellen Lebenswelt gaben Marquardt-Knorr und Seyther Einblicke und Tipps. Frau Marquardt-Knorr merkte an, dass Produkt und Online-Handel möglicherweise nicht immer zusammenpassen. „Wir wollen zum Beispiel nicht weltweit verschicken, sondern beliefern nur Kunden in einem festgelegten Umkreis“. Der Grund hierfür sei, dass Pflanzen sich einfach nicht unbegrenzt weit transportieren ließen. Zudem wolle man auch Ansprechpartner vor Ort bleiben. Insgesamt biete der Online-Shop jedoch viele Vorteile: „Der Ablauf von der Bestellung bis hin zur Rechnung ist unkomplizierter. Es gibt weniger Wartezeiten und insgesamt wird vieles deutlich planbarer“. Negativ sei die starke Überlastung an Muttertagen oder Weihnachten – dann sei des Öfteren auch mal Nachtarbeit angesagt.

Auch Lena Seyther berichtete von der starken Nachfrage an den Feiertagen. Die hauptsächlichen Aufgaben seien als Bloggerin aber Kooperationen mit Unternehmen. Von diesen arbeite sie dann die Produkte in ihre DIY-Beiträge ein, welche dann anschließend auf Kreativliebe.de, Instagram und Facebook veröffentlicht werden. Hinsichtlich der Social-Media-Kanäle sei es dabei äußerst wichtig, sich eine Social-Media Plattform auszusuchen. Voß merkte hier an, dass regelmäßiges Posten notwendig sei, um nicht im Algorithmus des jeweiligen sozialen Netzwerks zu verschwinden.

Tipps von der Expertin Michaela Voß

Micheal Voß hob vor allem die vielfältigen Möglichkeiten hervor, welche die Digitalisierung für KMU bietet. Es müsse nicht immer die große eigene Webseite, die vermeintlich alles könne, sein. Manchmal reiche auch z. B. eine Facebookanzeige für 50 Euro, das käme ganz auf die Zielgruppe an. Investitionen seien jedoch meist notwendig – besonders um ein größeres Projekt, wie eine Webseite mit Online-Shop, zu realisieren. Außerdem sei es wichtig, Schulungen für technisch aufwändigere Anwendungen durchzuführen: „Meine Kunden müssen immer häufiger flexibel handeln und oft reicht die Zeit nicht aus, um noch schnell den Fachmann anzurufen“, erklärte Voß.

In diesem Zusammenhang müsse man sich auch vergegenwärtigen, in welchem Bereich Hilfe benötigt wird, um diese dann auch in Anspruch zu nehmen. Zudem solle man sich immer die Kundenreise vorstellen – „wie wird der Kunde auf das Produkt aufmerksam?“. Es sei elementar, dass der digitale Weg zu den eigenen Inhalten richtig ausgeschildert ist. „Es braucht mindestens sieben oder acht Knotenpunkte, damit der Kunde das Vertrauen bekommt“, fügte Voß an.

Möglichkeit zur Publikumsdiskussion, die FAZ war auch da

Nach der Podiumsdiskussion konnten die Zuhörenden in einer lockeren Runde miteinander oder auch mit den Expertinnen diskutieren. Sehr gefreut haben sich alle Mitmacherinnen und Mitmacher des Popup Labor BW, dass die FAZ die Veranstaltung besuchte und Bericht darüber erstattete ($).

Es sei abschließend darauf hingewiesen, dass auf Grundlage des Hygienekonzepts zu den Veranstaltungen nach der 3G-Regel nur nachweislich getestete, geimpfte oder genesene Personen zugangsberechtigt waren. Darüber hinaus galt die einschlägige AHA-Regel + L (Lüften) bzw. die Veranstaltungen fanden draußen statt.

 

(Bildquelle Fotogalerien: Ludmilla Parsyak Photography / Fraunhofer IAO)

 

Barcamp – Auftaktveranstaltung – Gründer:innenabend

Keyvisual Digitalisierungs-Barcamp (Bildquelle: Popup Labor BW)

Am 21. Juli fand der erste Tag des Popup Labors Nr. 9 in Renningen statt – in Form eines Barcamps, einer Auftaktveranstaltung und eines Gründer:innenabends. Ort des Geschehens war mitten in Renningen, auf dem Parkplatz vor der Mediathek und dem Schulzentrum . Dort warteten der Retrobus »inmybus« und die aufgebauten Pavillon-Zelte in einer ganz besonderen sommerlichen Open-Air-Atmosphäre auf die Mitmacherinnen und Mitmacher.

Die Kombination aus dem genialen Retrobus und die von allen empfundene befreiende Situation, trotz Corona-Bedingungen endlich wieder eine  sichere Veranstaltung in Präsenz durchführen zu können, hat einen Kreativ- und Austausch-Raum geschaffen, der charakteristisch für das Popup Labor in Renningen werden sollte.

Digitalisierungs-Barcamp

Als „Mit-Mach-Konferenz“ angelegt, standen im Barcamp nicht etwa fixe Themen oder vorab bestimmte Referent:innen oder Workshopleiter:innen im Vordergrund. Die Anwesenden wurden zu „Teil-Gebenden“, es erfolgte am Tag selbst in spontaner Art und Weise eine agile Sessions-Planung. Die Beitragsideen stammten aus der Fülle der eingereichten Suche- und Biete-Postkarten bzw. aus eigens mitgebrachten Themen, Fragestellungen und Exponaten rund um Innovationsherausforderungen und digitale Transformation.

In den insgesamt sechs Sessions reichten die verhandelten Inhalte und Methoden von einem Energiespeicherwerk am Meeresboden bis hin zu der Frage, wie man durch die Gründung eines Unverpacktladens einen Beitrag zu Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft leisten kann. Thomas Mötz von inmybus stellte vor, wie er durch den Umbau eines Oldtimer-Buses seinen Traum des mobilen Arbeitens wahr werden ließ. Nun könne er „von jedem Fluss und See“ aus arbeiten, alleine oder hybrid mit lokalen und entfernten Gruppen zusammen. In weiteren Sessions wurde behandelt, wie Künstliche Intelligenz (KI) durch menschlich basiertes Wissen erweitert werden kann, wie mehr Achtsamkeit innerhalb und außerhalb des Arbeitslebens Sinn und Resilienz stiftet und wie praktische Digitalisierungsmaßnahmen für Kleinunternehmer:innen, die an der Wurzel helfen, aussehen.

Digital umgeben war das Barcamp von einer EU-Länderausstellung, die das Landratsamt Böblingen entwickelt hatte, und einem Piratebox-WLAN, welches das Popup Labor Projektteam für die Menschen vor Ort aufgespannt hatte. Mittels Abfotografierens von QR-Codes konnten die Mitmachenden sechszehn Länder virtuell bereisen und multimedial von deren aktuellsten Digitalisierungsentwicklungen lernen. Die selbst aufgebaute Piratebox bot den Mitmachenden die Möglichkeit, Dateien im Barcamp untereinander auszutauschen und miteinander zu chatten – völlig autark und unabhängig von einer Internetverbindung, pop-up-gemäß nur auf unserem Veranstaltungsgelände verfügbar.

Impressionen vom Barcamp…

Auftaktveranstaltung

In ihren Grußworten stellten Bürgermeister Wolfgang Faißt (Stadt Renningen) und Staatssekretärin und Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und Wahlkreis Leonberg) dar, welche Bedeutung die Digitalisierung für Stadt, Kreis und Land spielt und in Zukunft spielen wird.

Abschließend gab der Projektleiter Norbert Fröschle einen Ausblick auf die kommenden acht Tage Popup Labor, mit über 350 Anmeldungen für die 10 Präsenz-Workshops, 5 Online-Workshops und 3 Sonderveranstaltungen.

Impressionen von der Auftaktveranstaltung…

Gründer:innenabend

Beim Gründer:innenabend, der von den Senioren der Wirtschaft e. V., der Stadt Renningen und dem Zentrum Digitalisierung Region Stuttgart (ZD.BB) organisiert wurde, ging es um Business-Model-Canvases und Business-Pläne.

Nach dem Vortrag von Wolfgang Vogt von den Senioren der Wirtschaft startete ein bunter Abend mit Möglichkeit zum Austauschen und Vernetzen. Insgesamt bildet das Thema Gründung und Start-ups einen Schwerpunkt im Programm, wie auch die Workshops How 2 f*** up your Start-up – warum Start-ups scheitern (oder auch nicht) und Pitch-Training: Erfolgreich pitchen (nicht nur für Start-ups) verdeutlichen.

Impressionen vom Gründer:innenabend…

Es sei darauf hingewiesen, dass auf Grundlage des Hygienekonzepts zu den Veranstaltungen nach der 3G-Regel nur nachweislich getestete, geimpfte oder genesene Personen zugangsberechtigt waren. Darüber hinaus galt die einschlägige AHA-Regel + L (Lüften) bzw. die Veranstaltungen fanden draußen statt.

 

(Bildquelle Beitragsbild: Popup Labor BW)
(Bildquelle Fotogalerien: Ludmilla Parsyak Photography / Fraunhofer IAO)