Partnerinterview mit Herrn Prof. Seon-Su Kim, Duale Hochschule Baden-Württemberg

Herr Prof. Kim, Sie sind Leiter des Campus Bad Mergentheim der Dualen Hochschule BW Mosbach. Warum passt das Popup Labor BW Ihrer Meinung nach in die Region und welche Aspekte des Popup Labors finden Sie für die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs strategisch wichtig?

In der Region Tauberfranken sowie drumherum sind viele mittelständische Betriebe und Weltmarktführer aktiv, die vor allem durch ihre Innovationskraft so erfolgreich sind. Das Popup Labor BW ist eine wunderbare Plattform, um von diesen erfolgreichen Unternehmen im Umgang mit Innovationen zu lernen, aber auch um neue Erfahrungen und Impulse von außen in die Region und zu den KMU und den Handwerksbetrieben hineinzutragen. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung gibt es zahlreiche Entwicklungen im technischen Umfeld aber auch im Managementbereich und es ist wichtig, dass die Betriebe nicht nur theoretisch, sondern auch sehr praxisnah erfahren und erleben können, wie man mit den neuen Herausforderungen umgehen kann. Für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes scheint es mir strategisch wichtig, dass die Industrie, die Betriebe und die Kommunen im ländlichen Raum nicht vergessen oder abgehängt werden. Das Popup Labor ist aus meiner Sicht hier ein kleiner, aber auch wichtiger Baustein, um die Wissensvernetzung und den Wissenstransfer regional wie auch landesweit zu unterstützen.

Die DHBW steht für eine hervorragende Verzahnung von Theorie und Praxis, von Wissenschaft und Wirtschaft. Was sind die heißesten Themen, die in einem „Digitalisierungs-Labor“ und darüber hinaus behandelt werden sollten, welche Lücken gibt’s es derzeit in Baden-Württemberg und Deutschland?

Nach meiner Einschätzung gibt es drei grundsätzlich „heiße“ Felder. Zum einen kann und sollte man in einem Digitalisierung-Labor persönlich und hautnah erfahren, was es bedeuten kann, mit den verschiedenen Möglichkeiten der Digitalisierung zu arbeiten. Also nicht nur theoretisch über die moderne Technik und die Digitalisierung sprechen, sondern im Idealfall auch selbst erleben und ausprobieren. Daraus können und werden dann hoffentlich ganz neue und spannende Ideen entstehen, die man dann mit ins Unternehmen oder auf die Arbeit bringt. Daneben ist es auch wichtig zu zeigen, wie sich die Digitalisierung auf die Organisation, die Arbeit und das Management auswirken kann und man muss darüber diskutieren, was das für die Arbeit oder ein Unternehmen der Zukunft bedeutet. Damit die Digitalisierung technisch und auch im Unternehmen funktioniert sind aber vor allem die Menschen noch stärker dabei zu berücksichtigen. Also ist das dritte „heiße“ Feld die Fragestellung, wie man die Menschen an die Themen heranführt, in die Themen integriert und im Zweifel auch sehr offen und ehrlich darüber diskutiert, wo die Grenzen der Digitalisierung sind, etwa mit Blick auf Sicherheit und Nachhaltigkeit aber nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung von moralischen und ethischen Aspekten.

Es gibt hier überall noch zahlreiche offene Lücken und Fragen und auch hier habe ich den Eindruck, dass die ländlichen Räume mit ihren Besonderheiten vor Ort bei diesen Themen viel zu wenig informiert, integriert und auch noch deutlich zu wenig bei übergreifenden Maßnahmen und Entscheidungen berücksichtigt werden. Und das nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland.

Was wäre für Sie ein wünschenswertes Ergebnis des Popup Labors in der Main-Tauber-Region?

Zunächst sollten alle nach dem Popup Labor sagen können, dass sie etwas Neues und Interessantes dazu gelernt hat. Sei es zum Beispiel durch die Fachvorträge und Workshops oder durch den sehr spannenden Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wenn darüber hinaus auch noch ein Impuls mitgenommen wird, sich mit bestimmten Themen tiefer und nachhaltiger zum Beispiel mit uns als Hochschule oder in einem Netzwerk mit weiteren Interessierten zu bearbeiten, dann wäre das ein wunderbares Ergebnis für unsere Region. Genau hierfür möchten wir zukünftig ein Kompetenzcluster Digitalisierung aufbauen, wo man sich in einem Netzwerk zu bestimmten Themen austauschen oder vielleicht auch gemeinsam an einem Thema forschen kann. Ich hoffe sehr, dass wir mit den Popup Laboren dieser Initiative noch einen zusätzlichen Impuls geben können.

 

(Bildquelle: DHBW)