Frau Hahn, Sie sind die Wirtschafts- und Europabeauftragte des Landratsamts Ostalbkreis und stehen im täglichen Austausch mit der Wirtschaft und ihren Menschen. Wo drückt bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland der Schuh?
Für uns in der Wirtschaftsförderung des Ostalbkreis stehen KMU besonders im Fokus. Der innovative Mittelstand trägt gemeinsam mit den Großunternehmen und Start-ups zur Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts bei. KMU stehen für regionale Wertschöpfung, sie schaffen Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen und entwickeln sich und ihre Produkte stetig weiter.
Neben den hohen regulatorischen Anforderungen und dem branchenübergreifenden Fachkräftemangel stellt auch die Transformation der Wirtschaft unsere Unternehmen vor die Herausforderung, Produkte und Geschäftsmodelle anzupassen. Durch den Ausbau von regionalen Unterstützungsstrukturen, der Vernetzung mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen und der Akquise von Fördermitteln begleiten wir in der Wirtschaftsförderung die KMU bei diesen Entwicklungen.
Was macht Ihre Region besonders und einzigartig? Wir haben in Bezug auf Innovation und Technologien eine Vielzahl an Netzwerken und Aktivitäten angetroffen, um die Herausforderungen vor Ort zu meistern und die Zukunft zu gestalten. Können Sie für uns die Wichtigsten nennen?
Ostwürttemberg hat die zweithöchste Patentdichte von 97 Wirtschaftsregionen in Deutschland. Die Fähigkeit, sich schnell an veränderte Bedingungen anzupassen und innovative Lösungen zu finden, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg unserer Unternehmen in einem sich wandelnden Wirtschaftsumfeld. Um diesen Innovationsgeist weiter zu beflügeln, arbeiten wir mit vielen engagierten Partnern zusammen. Die daraus entstandenen Innovations-Strategien haben schon mehrfach zu erfolgreichen Akquisen von Fördermitteln von Land, Bund und EU geführt, mit denen Leuchtturmprojekte im Ostalbkreis umgesetzt werden konnten.
Besonders wichtige Partner sind dabei unsere Hochschulen. Beispielsweise arbeitet die KI Werkstatt Mittelstand an der Hochschule Aalen als EU-gefördertes Leuchtturmprojekt direkt mit KMU zusammen, um KI für die Unternehmen schnell und wirkungsvoll nutzbar zu machen. Das Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg ist aktiv, um insbesondere Unternehmen aus dem Automotive-Bereich dabei zu unterstützen, neue wirtschaftliche Möglichkeiten im Bereich der Dekarbonisierung zu erschließen. Und mit dem Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg (digiZ) haben wir ein digitales Kompetenzzentrum in der Region, das für unsere Unternehmen und deren Mitarbeitende Fortbildungsangebote rund um Digitalisierung anbietet.
Sie haben sich mit dem Partner Stadt Neresheim für die Ausrichtung eines Popup Labors beim Land Baden-Württemberg beworben. Was versprechen Sie sich vom derzeit entstehenden Popup Labor Programm für die Mitmacherinnen und Mitmacher – kurzfristig und über den Tag hinaus?
Für das Popup Labor haben wir bewusst den ländlichen Raum auf dem Härtsfeld als Ausrichtungsort gewählt und können so auch die besondere Aufmerksamkeit nutzen, die die Ausrichtung der Heimattage Baden-Württemberg 2024 mit sich bringt. Als drittgrößter Landkreis in Baden-Württemberg finden wir das Know-how und zahlreiche Hidden Champions im Ostalbkreis in der Fläche und können mit dem Popup Labor ein Angebot auf Zeit schaffen, um sich gezielt der Digitalisierung zu widmen.
So können wir Impulse in die KMU geben, die Chancen der Digitalisierung bestmöglich zu nutzen. Dabei ist uns wichtig, eine Bandbreite von Unternehmern anzusprechen: vom Einzelhandel über das Handwerk bis hin zum mittelständischen Gewerbetreibenden. Des Weiteren bietet das Popup Labor eine Plattform, um regionale und überregionale Ansprechpartner sichtbar zu machen, auf die unsere Unternehmen auch über die Programmwoche hinaus zukommen können.
(Bildquelle: Landratsamt Ostalbkreis)